Psychologisches Knowhow schafft Profil


Diese Website richtet sich an Menschen, die sich für die wissenschaftliche Psychologie interessieren und sich kompaktes Wissen aneignen wollen. Das Bild von der Brücke des chinesischen Künstlers Aii Wei Wei symbolisiert die Notwendigkeit, Hindernisse bei der Wissensvermittlung zu überwinden. Es geht darum, fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse in die Arbeitswelt zu bringen.

Es wird immer deutlicher: Wer etwas von dem versteht, was in unserem Innern dazu beiträgt, sich zu orientieren und sich in einer komplexen Welt zurechtzufinden, kann sich besser regulieren und auf andere regulierend einwirken. Außerdem erkennt man Fallstricke und den Nutzen eines gedeihlichen Austauschs mit anderen. Die Website beschäftigt sich mit solchen Themen und bietet Tools für Studierende und Neugierige.

In meinem Buch „Psychologisches Knowhow für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste“ habe ich einige berufsspezifische Themen behandelt, die sich leicht auf andere Berufe übertragen lassen. Ziel ist es, die Reflexion und Einordnung von Handlungs- und Denkweisen zu erleichtern und mental wie emotional zu wachsen.

Hier findest Du unter anderem Fragmente aus meinen Publikationen.

Prof. Dr. Martina Eckert


Warum knobeln intelligente Menschen länger an Lösungen für Probleme?

Im GEO Heft aus dem Mai 2015 führt die Neurowissenschaftlerin Petra Richter aus, dass bei intelligenten Lösungen mehrere unterschiedliche Hirnregionen aktiviert werden. Das führt dazu, dass vorschnelle Entscheidungen unterdrückt werden. Für diese Integration benötigt man mehr Zeit – logisch oder? Vorschnelle Urteile fällt man, weil das Hirn nicht alle Informationen nutzt oder abruft. Intelligenz bedeutet auch, sich nicht von solchen Impulsen aus dem Autopiloten verführen zu lassen. Vielleicht schaust du mal in das 6. Kapitel meines Buches „Psychologisches Knowhow für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste“. „Problem erkannt – Problem gebannt: Schnelligkeit im Denken hat ihren Preis“ und in das Schlusskapitel.
„In Ihrer Rolle als Einsatzkraft kommt es darauf an, schnell Situationen erfassen zu
können. Es gilt: Problem erkannt, Problem gebannt. Im Grunde packen Sie mit einer
schnellen Einschätzung Ihre Eindrücke sofort in Schubladen. Das ist zweckdienlich,
denn sie bringen kognitive Ordnung in ihr Umfeld. Je umfangreicher Ihre
Erfahrungen, desto differenzierter können Sie Eindrücke zusammenfassen, also
klassifizieren. Im Kontakt mit Anderen besteht allerdings die größte Gefahr darin,
sich zu schnell mit bestehenden Schubladen zufriedenzugeben. Dann nämlich werdenWahrnehmung
und Bewertung leicht stereotyp. Menschen stecken sehr häufig in
unseren Schubladen fest. Zugleich überstülpen wir sie mit Annahmen, die ihnen gar
nicht mehr gerecht werden (Vorurteile). Machen Sie sich deshalb klar: Schubladendenken
macht Menschen ungleicher, als sie es tatsächlich sind. Und hier kommt es
auf Ihre Grundeinstellung an: Dienen Ihr schneller erster Eindruck und Ihre intuitive
Einordnung als Endpunkt oder als Anfangspunkt für weitere kognitive Analysen?
Nur wenn das schnelle „Problem erkannt“ Ausgangspunkt für weitere differenzierteSituationsanalysen ist, und Sie sich erlauben, trotzdem ergebnisoffen mit Menschen
umzugehen, wird die Gefahr gebannt, dass Vorurteile Ihr professionelles Handeln
einengen. Schnell erkennen, was Sache ist, ist gut. Dabei stehenzubleiben, kann den
Kontakt mit Anderen erschweren“
, Eckert (2025), S. 401.

Sich selbst in Frage stellen mit KI

Diesen Vorschlag für einen Prompt fand ich kürzlich auf LinkedIn. Ein Versuch, der sich lohnt:
„Sei mein Sparrings Partner und unterstütze mich, meine Meinung zu ändern. Meine Meinung über folgendes Thema [XY] ist wie folgt: [Persönliche Haltung eingeben und spezifizieren]. Liefere mir fundierte, nachvollziehbare, gut erklärte Gegenargumente zu meiner Sichtweise. Fordere mich in meinem Denken heraus. Scheue nicht die gedankliche Konfrontation mit mir.“


Es ist geschafft!

Mein neues Buch „Psychologisches Knowhow für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste – Verhalten verstehen, Einsätze optimieren“ ist am 28. Januar 2025 erschienen.
Das Buch liefert einen praxisnahen wissenschaftlichen Input dazu, wie Menschen ticken und wie Einsatzkräfte durch eine verbesserte Selbstregulation ihre Arbeit optimieren können.

Unter „Fragmente“ findest Du Ausschnitte aus dem Buch.
Leitfragen für die Lehre stehen ebenfalls zur Verfügung.

Klappentext | Dieses Buch zeigt, warum psychologisches Knowhow für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste wichtig ist und wie es dabei helfen kann, Einsätze besser zu bewältigen.
Einsatzkräfte müssen in komplexen Situationen schnelle und sichere Entscheidungen treffen, was ein hohes Maß an psychischer Belastbarkeit und Flexibilität erfordert. Die intensive und oft unvorhersehbare Interaktion mit verschiedenen Personengruppen, Hierarchien und variierende Anforderungen setzen sowohl eine sehr gute Menschenkenntnis und effektive Kommunikationsstrategien als auch eine gute Kenntnis der eigenen Psyche voraus.
Versteht man das eigene Denken, Fühlen und Handeln, lassen sich daraus Optimierungsstrategien für den beruflichen Alltag erarbeiten. Gerade in Stresssituationen hilft psychologisches Knowhow dabei, schnell wieder in ein inneres Gleichgewicht zu kommen. Die Autorin bietet vielfältige Einblicke in psychologische Prozesse und Mechanismen. Sie klärt u. a. über die zentrale Bedeutung von Emotionen auf, beleuchtet Steuerungsprozesse bei der (unbewussten) Entscheidungsfindung, zeigt, wie man den Selbstwert stabil hält, die eigene Motivation aufrechterhält, und wie die eigene Wahrnehmung geschärft werden kann, um die Intentionen und Verhaltensweisen von Menschen besser zu erfassen.  
Neben psychologischem Grundlagenwissen liefert das Buch Anregungen und Tipps, wie sich psychologisches Knowhow in der Praxis von Einsatzkräften nutzen lässt. Ziel ist es, Einsätze zu optimieren und die Selbstregulation zu unterstützen. Die skizzierten Zusammenhänge lassen sich problemlos auf weitere Berufsfelder, z.B. im Ordnungs-, Sozial- und Gesundheitsbereich übertragen. 

Inhalt | Einleitung – Einsatzkraft ist nicht gleich Einsatzkraft – Mit psychologischem Knowhow und Regulation zum optimierten Einsatz – Psychologisches Knowhow als Tool.- Psychologisches Knowhow im Einsatz nutzen, heißt Nuancen erkennen – Ohne Emotion geht es nicht.- Problem erkannt, Problem gebannt! Schnelligkeit im Denken hat seinen Preis – Den Selbstwert stabil halten und schützen: Selbstwertdienliche Regulationsprozesse – Motivation: Warum Motivation mehr ist als Interesse – Wahrnehmung: Notwendige Mustererkennung und gefährliches Schubladendenken.- Gewinnbringende Regulation im dienstlichen Alltag



 

Mein Profil

Ich bin 1960 geboren und seit 1985 Hochschullehrerin, seit 1998 an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW.

Meine wissenschaftlichen Wurzeln liegen in der Sozialpsychologie (Promotion 1988 bei dem amerikanischen Sozialpsychologen Prof. Dr. Robert A. Wicklund, Uni Bielefeld) und im Bereich der Motivationspsychologie (Max Planck Institut für psychologische Forschung, München bei Prof. Dr. Dr. Heinz Heckhausen und Prof. Dr. Peter, M. Gollwitzer, aktuell New York School of Science). Ich hatte das Glück, am MPI u. a. als Versuchsleiterin die ersten Experimente zum Rubikonmodell mitzugestalten. Später konnte ich im Themenfeld Salutogenese (z. B. für die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, BzgA, Köln) und in einem Bildungsprogramm für Paare Erfahrungen sammeln (Deutscher Familienverband (DFV), Berlin, gefördert durch das damalige Bundesfamilienministerium). Das hat meine Expertise für den Praxistransfer ganz wesentlich geschärft, z. B. im Bereich der praxisbezogenen Konzeption, Projektleitung und Evaluation. Zwischen 2016 und 2018 habe ich die Tätigkeit als Hochschullehrerin unterbrochen und war im Rahmen einer Abordnung stellvertretende Leitung der Fortbildungsakademie des IM NRW in Herne (Mont Cenis). Die Zeit hat mein Verständnis von verwaltungsinternen Prozessen und Dynamiken maßgeblich vertieft und geprägt. Seit 2011 führe ich für verschiedene Behörden und Hochschulen Evaluationsstudien durch, habe Projekte geleitet und erstelle Konzepte (u. a. für das Justizministerium NRW und das Integrationsministerium NRW).

Ich lebe in Witten. Unsere fünf, inzwischen erwachsenen Kinder in der Patchworkfamilie und unser Enkelkind halten mich mental und digital jung, sorgen für emotionale Robustheit und trainieren meine Flexibilität.

Forschungsarbeiten, aktuelle Interessen und Aktivitäten: Diversity, Interkulturelle Öffnung, Evaluation, Mitarbeiter*innenbefragungen (z. B. zum Thema Homeoffice und virtual leadership), Personalentwicklung, New Work, Expert Debriefing im Rahmen des Wissensmanagements und Higher Education.

Aktivitäten bündele ich zudem mit Kolleg*innen im Institut Verwaltung im Wandel e. V. (Institut ViWa) in Witten.